Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Manche essen alles; andere kein Fleisch, aber Fisch. Dann gibt es Ovo-Lacto-Vegetarier, die keine Tiere essen, aber Ei- und Milchprodukte. Lactovegetarier lassen die Eier weg und hören auf Are Waerland. Wieder andere finden, dass Milchproduktion Kalbfleisch bedeutet und werden reine Vegetarier. Veganer legen eine Schippe drauf und verzichten auf Honig.
Wer noch extremer sein will, kann das Gemüse weglassen, wird doch die Pflanze bei der Ernte „getötet“. Doch Obst ist für alle, egal welcher Religion. Freiwillig gibt der Baum die Früchte her – und lebt weiter. Das beste Obst ist Bio. Das Obst-ABC beginnt mit Ananas, Bananen und Citrusfrüchten – die Fruit logistica hat sie alle.
3100 Aussteller aus über 80 Ländern auf der Fruit logistica
Vom 7. bis 9. Februar 2018 werden über 75.000 Fachbesucher aus mehr als 130 Ländern auf der Fruit logistica erwartet – über 3.100 Aussteller aus mehr als 80 Ländern bilden die gesamte Wertschöpfungskette von frischem Obst und Gemüse ab: vom Erzeuger bis zum Einzelhandel.
Äpfel und Birnen – die Fruit logistica kann man nicht vergleichen
Verglichen mit der Grünen Woche ist das sehr viel. 1.660 Aussteller aus 66 Ländern waren bei der Grünen Woche. Dort gab es übrigens 2018 erneut etwa 400.000 Gäste. Erstmals wurden über 50 Millionen Euro ausgegeben. Doch lassen sich die beiden Berliner Messen natürlich überhaupt nicht vergleichen. Und wenn, dann so wie Äpfel und Birnen – oder Avocado mit Ananas.
Die Grüne Woche ist eine Publikumsmesse, bei der vor Ort gekauft werden darf. Jeder konnte für 15 Euro eine Eintrittskarte kaufen. Die Grüne Woche dauerte vom 19.-28. Januar, das sind volle 10 Tage. Die Fruit logistica dauert nur drei intensive Tage lang, nicht jeder darf rein und für fast niemand ist sie interessant – für die aber dann richtig.
Restaurant & Taxi – Charakteristika der Fruit logistica
Zur Grünen Woche fährt man mit der U- und S-Bahn und kommt ganz oft aus Berlin und Umland oder wenigstens aus der Bundesrepublik Deutschland. Zur Fachmesse Fruit logistica fährt man mit dem Taxi in dem man seinen Jetlag ausschläft, weil man am Vorabend 8, 9 oder noch mehr Stunden im Flugzeug saß. Natürlich gibt es auch ein paar Italiener, die mit dem Zug kommen, aber grundsätzlich sind das die Charakteristika.
Bei der Grünen Woche isst man an den Ständen, die Messegaststätten von Capital Catering sind spärlich besucht, außer vielleicht im Funkturm.
Auf der Messe Fruit logistica bilden sich lange Schlangen an den Restaurants zwischen den Hallen, eine geschäftige, konzentriert-sachliche Atmosphäre verbreitet sich.
Orange Fußböden und Bilder von Obst allerorten tragen zusätzlich zu einem frischen Image und einem veganen Look bei. Egal, ob der einzelne Händler, Großhändler oder Broker nun Vegetarier ist oder nicht.
Abends wird vielerorts gefeiert; Jubiläen, Wiedersehen, Geschäftsabschlüsse. Hier werden an einem Tag Millionen umgesetzt. Maschinen, die in keine Garage hineinpassen, stehen hier im Keller. Sie sortieren Kiwi, Kirschen und Kartoffeln schneller, als das Auge gucken kann.
Dazu gibt es spezielle Fachkonferenzen, Vorträge und Wissensecken in den Bereichen Technik und Zukunft (future lab = Zukunftslabor, Zukunftswerkstatt).
Fruit logistica – immer für eine Überraschung gut
Das erste selbstfahrende vollautomatisch entladbare Nullemissionsschiff wurde nicht auf der Hannover-Messe oder IFA vorgestellt, sondern hier. Ein norwegischer Düngerhersteller stolperte über seine eigene Größe. Das Werk wurde größer als die Stadt und die 100 Jahre alte Firma Yara kann mit modernen Tiefseeschiffen nicht mehr in den kleinen Wikingerhafen hinein. Also wird etwas weiter südlich im Oslofjord alles ausgeladen und ins Werk gefahren, die fertigen Erzeugnisse dann zurück zum Tiefseehafen – mit 40.000 LKW pro Jahr. Die Norweger sind nicht nur reich und klug, sondern haben ein extrem hohes Verantwortungsgefühl gegenüber ihren Mitmenschen und der Umwelt. Traditionell übersteigt die Entwicklungshilfe Skandinaviens den Weltdurchschnitt und viel Strom wird aus Wasserkraft bereitgestellt. Deswegen hat man überlegt, wie man dem Dieselverkehr ein Ende setzen könne.
Die Laster sind ein Laster. Sie quälen sich durch enge Straßen, Tempo-30- und -40-Strecken vorbei an Kindergärten und durch Wohnviertel.
Daraufhin wurde kurzerhand das Nullemissionsschiff erfunden. Warum das gleich auch noch selbstfahrend und personalfrei sein soll? Fragen Sie Esben Tuman von Yara. Aber Vorsicht: Das Logo ist ein Wikingerschiff.
Der Leitspruch: „Wissen wächst“ – „Knowledge grows“.
Mit der Fruit logistica ist gut Kirschen essen
Nach der Trumphysterie und dem Anti-TTIP-Trip ist das Gezeter um Ceta zu Ende. Vorteil: Audi und BMW aus der BRD können leichter in den Norden Nordamerikas fahren und Chlorhühner leichter hierher laufen, Schieferöl kann schneller fließen.
Da auf der Fruit logistica Obst und Gemüse Trumpf sind, gehen die neuen Entdeckungen aus der Neuen Welt runter wie Öl und über Chlor lachen die Hühner.
Beispiel Kirschen: Wer hätte gewusst, dass im kalten Kanada überhaupt Kirschen gedeihen? In British Colombia werden sie seit dem 18. Jahrhundert angebaut. Natürlich nicht am Yukon oder von den Inuit, sondern weit im Süden an der geraden Grenze zu den Vereinigten Staaten. Die Steuererleichterungen durch das Freihandelsabkommen sind für die deutsche und kanadische Wirtschaft gut – und nun kann man in Europa auch im Dezember leckere Kirschen essen – vorausgesetzt, es finden sich Geschäftspartner. Aber dafür sind Messen wie die Fruit logistica ja da.
Wo, wenn nicht hier, auf der weltweiten Leitmesse für Gemüse-und Obsthandel mit allem Drum und Dran.
Sogar die Messe selbst ist ein Exportartikel. Die Berliner Marke gibt es seit Jahren in Hongkong, ab Mai auch in der kommunistischen Volksrepublik China.
Die Vegetarier der Welt sagen „Danke“!
Fruit logistica, auf dem Gelände der Messe Berlin unterm Funkturm am ICC, Berlin-Charlottenburg, 7.-9. Februar 2018, 9-18 Uhr
Zur Fruit 2017 und der Sprache: