„Sehr geehrter Herr Direktor von Yad Vashem“ – Zum Roman „Monster“ von Yishai Sarid

"Monster" von Yishai Sarid. © Kein & Aber

Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Der Banalität der Besucher von Schauplätzen des Bösen möchte man mitunter die Waffe der Kritik, die die Kritik der Waffen nicht ersetzen kann, angedeihen lassen und sei es nur in Form von fünf zur Faust geballten Fingern.

Sätze wie diese kommen einem beim Lesen des im Februar 2019 im Verlag Kein & Aber veröffentlichten Romans „Monster“ des 1965 in Tel Aviv zur Welt gekommenen Yishai Sarid in den Kopf, aber auch Sehnsucht nach der Stadt mit den liberalsten und kreativsten Leuten am östlichen Mittelmeer, in der Sarid bis heute lebt, macht sich breit.

Als Nachrichtenoffizier arbeitete Sarid erst in der Armee Israels, studierte dann in Jerusalem und Harvard, um anschließend als Staatsanwalt zu arbeiten. Heute jedoch verdient er als Rechtsanwalt, Journalist und Autor Geld. Für verschiedene Zeitungen schreibt er Artikel, doch als Autor dürfte er dank seiner Romane „Limassol“ und „Alles andere als ein Kinderspiel“ einem kleinen, aber feinen deutschsprachigen Publikum besser bekannt sein.

Mit „Monster“ wird Sarid diese, seine Bekanntheit auch in deutschen Landen steigern, denn der Stoff aus dem die Tagträume seiner Hauptfigur sind, ist starker Tobak, der bekanntlich auf eine Erzählung zurückgeht, in der ein Jäger den Teufel, der noch nie ein Gewehr gesehen hat, zum Narren hält. Der Jäger gaukelt dem Teufel vor, dass die Schusswaffe eine Pfeife sei und bietet dem Teufel einen Zug an. Der kann nicht widerstehen und bekommt statt Tabakrauch eine Schrotladung ab. Während sich der Jäger ins Fäustchen lacht und also voller heimlicher Schadenfreude ist, wundert sich der Teufel über den starken „Tabak“ aus der „Pfeife“.

Im Monster-Roman ist es ein Tourguide genannter Führer im Konzentrationslager Treblinka, der einen deutschen Dokumentarfilmer mit einem Faustschlag niederstreckt. Wieso, weshalb, warum?

Das berichtet er in einem ausführlichen Brief an den sehr geehrten Herrn Direktor von Yad Vashem. Sie lesen selbst diesen „starken Tobak“!

Bibliographische Angaben

Yishai Sarid, Monster, Roman, 176 Seiten, Original: Mifletzet HaSikaron, aus dem Hebräischen von Ruth Achlama, Hardcover, Format: 11,6 x 18,5 cm, Verlag: Kein & Aber, Zürich, 4.2.2019, ISBN: 978-3-0369-5796-8, Preis: 21 EUR

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