Wie im Himmel. Die beste aller Welten in der Kirche; Kino kann auch kleine Kasse

Das Klick-Kino + Café in der Windscheidstraße 19 Nähe Stuttgarter Platz in Berlin-Charlottenburg. Ein Programmkino ist wieder da. Die Passionskirche ist zwar kein Kino, aber einem geschenkten Gaul ...© Andreas Hagemoser 2017

Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Wie im Himmel ist was anderes, aber WIE im Himmel ist ja auch nicht himmlisch oder im Paradies, sondern eben nur … wie. Immerhin: Umsonst und drinnen!
So läuft am 14. März „Wie im Himmel“, am 18. April 2018 „Die beste aller Welten“ und am 16. Mai „Stau“. Das Ganze läuft unter „Kino-Passion“ und ist nicht nur für Cineasten, sondern auch für Kirchgänger. Oder für Kinogänger, die beim Besuch der Kirche am Marheinickeplatz 1 zu Kirchgängern werden.

Nicht himmlisch, sondern Wie im Himmel

Viele würden häufiger ins Kino gehen, wenn das Portemonnaie gefühlt dicker wäre. Und die Rede ist hier nicht vom Umstieg auf Plastikgeldmüll statt solider Münzen und anderem Bargeld. Da kommt das Angebot der Berlin-Kreuzberger Kirchengemeinde gerade recht.
Unter dem Motto „Kino und Gespräch in der Passionskirche“ zeigt sie Filme. Am 14. März „Wie im Himmel“ von Kay Pollak aus dem Jahr 2005. Nach Angaben von Besuchern der Gitschiner15, einer Kultureinrichtung der Gemeinde Heilig Kreuz-Passion: ein guter Film. Zu Gast: die Kantorei der Passionskirche unter der Leitung von Kantor Matthias Schmelmer.

Wer jetzt denkt: Das ist doch zu schön, um wahr zu sein! Wo ist der Haken? Dem kann geholfen werden und die Arbeit der Suche abgenommen.

Zum einen, wie gesagt, ist der Untertitel der genial doppeldeutigen Überschrift „Kino-Passion“ „Kino und Gespräch in der Passionskirche“. Wer kein Gespräch hören will, für den ist das vielleicht ein Nachteil. Anderseits wird meines Wissens niemand an seinem Stuhl festgebunden. Und so ein Gespräch kann ja auch sehr erhellend sein, ob man nun religiös ist oder nicht.

Zum zweiten gibt es in jeder Kirche einen Klingelbeutel beziehungsweise einen gut gesicherten Kasten am Ausgang, in den man Münzen (klingeling) oder Scheine einwerfen kann. Um sein schlechtes Gewissen zu beruhigen; gefundenes Geld zu versenken, da man es wohl kaum dem Eigentümer zurückgeben kann, oder aus tausend anderen Gründen. Ein freiwilliger Obolus bringt manchmal mehr als ein Zwangseintrittsgeld. Eine Erfahrung aus dem Schultheater. Helga Hagemoser hat bei ihren stets gut besuchten Aufführungen beste Erfahrungen gemacht. Nach ihrer Angaben kam so jedes Mal mehr Bares zusammen als ein Eintritt hätte bringen können.
Obolus ist übrigens ursprünglich griechisch und bedeutet „kleine Münze“.

Drittens ist die Auswahl der Filme selbstverständlich nicht zufällig. In „Die beste aller Welten“ beispielsweise geht es um eine drogenabhängige Mutter mit ihrem Kind, das sie von den Drogen fernhalten will, was in der schlechten Gesellschaft vieler Süchtiger schwierig ist. Der Ausweg aus der Zwickmühle ist eine Entzugseinrichtung. Diese ist von Gläubigen organisiert worden.
Trotzdem ist Goigingers Spielfilm weit davon entfernt, mit erhobenem Zeigefinger daherzukommen. Obendrein entspricht die Handlung der Wahrheit. Nicht nur, dass der Streifen auf realen Ereignissen beruht; nein, der Regisseur ist tatsächlich das Kind der drogensüchtigen Mutter, die auf der Leinwand verkörpert wird.

Weil sie es können

Aller guten Dinge sind drei, doch gibt es noch mehr Gründe. Einer ist der, dass die beiden zusammengeschlossenen Häuser eine Firma haben, die vor allem in der Heilig-Kreuz-Kirche Konzerte und anderes veranstaltet (www.akanthus.de). Manchmal lauten Erklärungen wie folgt: ‚Weil sie es können.‘ So ist es auch hier. Denn das Personal, das Know-how und die Räumlichkeiten müssen vorhanden sein. In Kreuzberg, einem ehemaligen Bezirk in Kreuzberg-Friedrichshain, sind sie es. Yes, they can.

Wer nun Bertrand-Russell-Fan ist (Why I am not a christian, 1927; Warum ich kein Christ bin, 1932), dem kann man nur zurufen: Du brauchst ja nicht hinzugehen.

Wer einen der drei wirklich nicht schlechten Filme woanders anschauen möchte, dem wünsche ich bei der Kinosuche viel Spaß. Filme bleiben meist nur wenige Wochen in einem Haus, manchmal eine Woche.
Ein Film von 2005 jetzt im Kino zu finden, kommt einem kleinen Wunder gleich, wie es sie wohl nur in der besten aller möglichen Welten gibt. Noch nicht einmal im Himmel, denn nach meiner Informationslage gibt es dort keine Lichtspieltheater.

Wie im Himmel und die weiteren Filme bei den Himmel-Spezialisten

Vorführungen jeweils abends um 7 (um 19 Uhr) in der Passionskirche am:

– 14. März. „Wie im Himmel“ von Kay Pollak (2005) (FSK 12 J.)
Darsteller: Michael Nyqvist, Frida Hallgren, Helen Sjöholm, Ylva Lööf, Mircea Krishan und andere. Mircea Krishan, gebürtig aus Siebenbürgen, starb 2013 89jährig in Düsseldorf.
Der schwedische Hauptdarsteller Michael oder Mikael Nyqvist starb vergangenes Jahr kurz vor Mittsommer, der Sommersonnenwende, im 57. Lebensjahr. Nykvist ist u.a. aus „Vergebung“ (2009) bekannt, wo er Mikael Blomkvist spielte, aber auch aus „John Wick“ (2014) und „Colonia Dignidad – Es gibt kein Zurück“ (2016).

– 18. April 2018. „Die beste aller Welten“ (2017) von Adrian Goiginger.
(Der Film startete in der Bundesrepublik Deutschand am 28.9.2017 und läuft auch wie folgt:
im Metropol, Leipziger Straße 24, 07545 Gera am Mittwoch, den 21.3.20181 um 20.30 Uhr und im Kommunalen Kino Pforzheim, Schlossberg 20, 75175 Pforzheim am 9.4.2018 um 17.45 Uhr.)

– 16. Mai 2018. „Stau“ (2017), ein aktueller (Fernseh-)Film von Dietrich Brüggemann, einem regelmäßigen Berlinalegast. („Stau“ ist ein „Tatort“-Krimi, der am 10. September in der ARD lief.)
Wer steht schon gern im Stau? Niemand.- Keine Sorge: In der Passionskirche kann man bei Bedarf sitzen.

www.kino-passion.de

Sucht die beste aller Welten (!); Sucht findet Leid. Kindheit mit einer drogenabhängigen Mutter: Adrian Goiginger stellt mit einem Schauspieler seinen Debütfilm in Potsdam und Berlin vor

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