Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Indes der Sommer wütet und Berlin immer mehr von Waldbränden eingekreist wird, sendet der Berliner Suhrkamp-Verlag Rauchzeichen des guten Geschmacks in die Lesestübchen der Bundesrepublik. Frank Heibert hat den großen Queneau-Roman um das freche Mädchen Zazie aus der Provinz neu übersetzt, und dort den ganzen Laden Paris aufmischt. Das Mädel überrollte seinerzeit die Stadt samt Bewohner und hinterließ bleibende Spuren im Face der Literaturgeschichte.
Nun hat der Wortschöpfer, Sprachbildner und verdiente Alphabetist Frank Heibert Zazie ein neues Gewand verpasst. Und was für eins! Die anarchistische Lebensfreude der ganzen Pariser Bande aus Familienmitgliedern, möglichen Pädophilen, Taxifahrern, Kneipenbesitzern und Kneipenbesuchern, wird von ihm in urkomischen, gegenwärtigen Sprachschöpfungen neu aufgefächert.
Eine Lesewonne, ein Abenteuer. Und Laverdue? Er quatscht, das ist alles was er kann.
Obgleich oder gerade weil die Handlung eine rudimentäre ist, sich in der Frage: hat Zazie nun die Metro benutzt neue Perspektiven ergeben, dengelt uns Queneaus Früchtchen ordentlich das Hirn und pustet freilich aufs Schönste das Hundertste zum Tausendsten und umgekehrt! Großes Buch neu geschniegelt, besser geht nicht!
Bibliographische Angaben
Raymond Queneau, Zazie in der Metro, Übersetzer: Frank Heibert, 240 Seiten, Suhrkamp-Verlag, Berlin 2019, ISBN: 3-5184-286-10, Preis: 22 EUR