Volles Buch zu Ernst Vollbehr – Zur Biographie über einen „Maler zwischen Hölle und Paradies“ von Konrad Schuberth

Konrad Schubert: Ernst Vollbehr. Maler zwischen Hölle und Paradies. © Mitteldeutscher Verlag

Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Der 1960 geborene Konrad Schuberth, der laut dem Mitteldeutschen Verlag in Halle an der Saale „nach dem Studium der Geografie in Halle und Berlin ab 1985 … in Geofernerkundung und im Geologischen Landesdienst“ tätig war, scheint nicht nur kundig in Sachen Erde rund um die Großstadt im Süden von Sachsen-Anhalt, er kennt sich auch in der deutschen Kunst- und Kolonialgeschichte.

Bei einer seiner Kopfreisen muss Schuberth auf Ernst Vollbehr, geboren 1876 in Kiel an der Ostsee, gestorben 1960 in Krumpendorf am Wörthersee, gestoßen sein, denn der Mann, der Reiche und Republiken, Könige, Kaiser und Kanzler – und dazwischen einen Führer – kommen und gehen sah, war nicht nur als Porträtmaler, den es immer wieder zum Malen nach draußen zog, sondern auch als Expeditionsmaler bekannt und beliebt.

Um mehr über einen der umstrittensten Maler des 20. Jahrhunderts, wie er im Vorwort (S. 7) schreibt, zu erfahren, suchte Schuberth „mehr als 250 Archiven, Museen, Bibliotheken und Vereine“ sowie „über 500 Zeitzeugen, Historikern, Kunsthistorikern, Sammlern und Vollbehr-Verwandte“ auf, um „erstmals die spannende Vita des fast vergessenen Künstlers in einer umfassenden, reich bebilderten Biographie“ vorlegen zu können.

Schon als junger Mann zog es Vollbehr von Berlin und Dresden nach Paris und Rom „und Rio“. Er reiste gerne und viel, vor allem mit Pinsel und Palette. Kein Wunder, dass der laut Verlag „aus einfachen Verhältnissen stammende, national-konservativ gesinnte Ernst Vollbehr“ sich als Reiseberichterstatter und Reisemaler einen Namen mit „Tausenden Skizzen und Gemälden von oft nahezu fotografischer Genauigkeit“ (Schubert, S. 7). Im faschistischen Deutschland wird Vollbehr zum Reichsautobahnmaler. „Auch im Zweiten Weltkrieg ist er rastlos unterwegs“, wie der Mitteldeutsche Verlag informiert, und zwar „vom Nordkap bis nach Kreta, von den U-Boot-Bunkern in der Bretagne bis zur Schwarzmeerküste“.

Genauigkeit und Fleiß sind Begriffe, die ebenfalls auf die Arbeit von Konrad Schuberth zu passen scheinen, denn er vermittelt ein umfangreiches und noch nie in geballter Buchform vorliegendes Wissen zu Leben und Werk des in den restlichen deutschen Landen nach dem zweiten Weltkrieg „zu einer Persona non grata“ gewordenen Weltbürgers, das nicht nur die Regale von Kunsthistorikern sondern ihre Köpfe füllen wird.

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Konrad Schuberth, Ernst Vollbehr, Maler zwischen Hölle und Paradies, eine illustrierte Biographie, 864 Seiten, Format 16,5 x 24,0 cm, S/W- und Farbabbildungen, Verlag: Mitteldeutscher Verlag, Halle, 2017, ISBN: 978-3-95462-722-6, Preis: 39,95 EUR (D)

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