ANGRY INUK. Der herzlichste und berührendste Film der Berlinale 2017

Die Macherin von "Angry Inuk"(14.+17.2.), Alethea Arnaquq-Baril (Regisseurin und Produzentin) aus Nunavut in Kanada, in der Berlinale-Reihe "Native". © 2017, Foto: Andreas Hagemoser

Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Die herzlichste Reihe der Berlinale: Native, der herzlichste Fim: „ANGRY INUK“. Zweimal läuft er noch: am Valentinstag um 13 Uhr im Cubix 8 und im – Eiszeit-Kino am 17. Februar um 21 Uhr. Kein Scherz. Das Kino heißt „Eiszeit“, wie das, was man in der Native-Reihe dieses Jahr aus der Arktis zu sehen bekommt, aus der kanadischen Provinz Nunavut, aus der Republik Sacha, von der Halbinsel Tschukotka und sogar aus Europa von den Skolt-Lappen.

„Angry Inuk“ beschreibt, welche verheerende Wirkung eine schlechte Gesetzgebung der Europäischen Union auf das Leben der Eskimo hatte. Und immer noch hat! Ein gut gemeintes Tierschutzgesetz führte zu Hunger, Selbstmorden, Verstädterung und einer allgemein größeren Abhängigkeit von außen. All das, was man heute nicht will.

Seal-Fleisch ist lokal, biologisch und muss nicht Hunderte von Kilometern aus dem Süden herangekarrt werden mit LKW und anderen Verkehrsmitteln mit Verbrennungsmotoren. Die Ökö-Bilanz der Selbstversorgung der Eskimo, die heute Inuit heißen, ist ideal. Dennoch hat das totale Brüsseler Robbenfell-Verkaufsverbot zu einer Einschränkung der Jagd geführt und damit zu Hunger. Da die Felle kein Geld mehr bringen, ist auch kein Geld mehr für Sprit da. Den braucht man aber für die Jagd, die Haupteinnahmequelle der Inuit (wörtlich: Menschen). Das Fleisch wird gegessen, die Felle werden getragen, überschüssige Felle verkauft. So funktionierte es früher. Bis 1983, als Brigitte Bardots Heuler-Kampagne zu einem Totalverkaufsverbot von Robbenprodukten führte. Das Verbot, stärkstes Sanktionsmittel neben anderen Möglichkeiten, die den Tierschutz gefördert hätten, aber die Inuit in Ruhe hätten leben lassen, wurde 2009 erneuert.

Lebensmittel im Supermarkt zu kaufen, grenzt am Polarkreis an Harakiri. Aufgrund von Junkfood stiegen die Raten von tödlichen Herzkreislaufkrankheiten und anderem bereits ins Unermessliche; bei den kanadischen Inuit waren sie vorher die niedrigsten weit und breit. Doch abgesehen vom Gesundheitsrisiko billiger Kohlenhydrate können sich die Inuit zum Beispiel auf der Baffin-Insel die Lebensmittel einfach nicht leisten. Vergleichen mit einem deutschen Supermarkt kann man die Preise locker mit 20 multiplizieren. Hunger und Depression sind so vorprogrammiert. Verarmung erfolgte flächendeckend.

Ein Film, der sich anzuschauen lohnt. Wirklich lohnt.

Die Regisseurin machte auch den 2minütigen Kurzfilm „Slotn (das Schloss“), der am Freitag, den 17. Februar 2017 um 21.30 im Cinestar IMAX läuft. Als Vorfilm zu „Sume – The Sound of a Revolution“ aus Grönland.

„ANGRY INUK“

Vorführungen (Screenings):

Di., 14.2.2017, 13 Uhr Cubix 8

Fr., 17.2.2017, 21 Uhr, (Berlinale goes Kiez), Eiszeit-Kino Kreuzberg, U-Bahnhof Görlitzer Bahnhof

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