Die erste Tankstelle der Welt – Zum Kurzfilm „Bertha Benz: Die Reise, die alles veränderte“

Ausschnitt aus dem Film: "Bertha Benz: Die Reise, die alles veränderte". © Daimler AG

Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). In der Kürze liegt die Würze. Diese Weisheit gilt auch für viele Filme. Würde das einer Verantwortlichen langweiliger Langfilme vorher stecken, würden wir von viel Müll verschont bleiben.

Dieser Kurzfilm über Bertha Benz, die von 1849 bis 1944 lebte, hat Würze, auch wenn sie der Werbung dient und der Streifen über eine Reise mit einem Automobil, die angeblich „alles veränderte“, letztendlich totale Reklame ist.

In „Bertha Benz: Die Reise, die alles veränderte“ geht es um die erste Fernfahrt dieser Frau im Jahr 1888 nach unserer Zeitrechnung. Wiesen, Weiden, Felder und ein Dorf in der Provinz im Dreikaiserjahr der Preußen.

Menschen bei der Landarbeit. Ein Ungetüm nähert sich mit Ach und Krach. Ein Kind kriegt Angst, ein Baby große Augen, eine Kanne Milch fällt um. „Eine Hexe kommt“, warnt ein Mädchen mit roten Wangen wie Rücklichter die Dörfler.

Die Glocken schlagen, ein Pfaffe, frisch geschissen oder ein Kind auf dem Plumpsklo missbraucht, nimmt die Beine in die Hand. Ein Hahn, ein Schwein, eine Rauferei. Die Tiere wirken zahmer als das rohe Landvolk, bei dem die Freiheit von der Leibeigenschaft nur Erzählung ist.

Eine Lady will Leichtbenzin

Gesprochen wird wenig in diesem Film über die Reise mit dem Wagen über 106 Kilometer in 12 Stunden nach Pforzheim, der auch einer über die Apotheke, in der Bertha Benz Ligroin kaufte, sein könnte. Dieser Laden gilt – nebenbei bemerkt – als erste Tankstelle aller Zeiten.

Der von Anorak Film produzierte Beitrag über vier Minuten, bei dem Sebastian Strasser Regie führte und für den Alice Bottaro kreativ gewesen sein soll, wurde von der Daimler AG gestern zum Weltfrauentag präsentiert.

In einer Pressemitteilung vom 7.3.2019 heißt es dazu: „‚Meinem Team war es wichtig, Bertha Benz als starke Frau und zeitloses Vorbild zu zeigen‘, so Bettina Fetzer, Marketingchefin Mercedes-Benz Cars. ‚Bertha war eine Pionierin und unsere erste Testfahrerin. Ihr Mut und ihr Wille, nicht vorschnell aufzugeben, inspirieren mich sehr. Mit unserem Film wollen wir Menschen motivieren, mit einer ähnlich positiven, anpackenden Art durchs Leben zu gehen und Herausforderungen selbstbewusst anzugehen.‘

‚Sie war wagemutiger als ich‘, sagte ihr Mann Carl Benz über seine Frau. Er, der Erfinder, hatte mit seinem Automobil die Mobilität des 19. Jahrhunderts revolutioniert. Dieser Erfolg, der die Welt verändert hat, ist ohne Bertha Benz und ohne ihren unerschütterlichen Optimismus sowie ihre Fähigkeit, auch aus schwierigen Situationen einen Ausweg zu finden, kaum denkbar. Als die Öffentlichkeit der neuen, von „geheimnisvollen“ Kräften bewegten, pferdelosen Kutsche noch skeptisch gegenüberstand, machte sie sich kurzerhand mit den beiden Söhnen Eugen und Richard auf den damals recht strapaziösen Weg nach Pforzheim. Im Gepäck: der feste Glaube an die Erfindung ihres Mannes und an sich selbst.“

Aha! Märchen, Mythen, Machenschaften. Immerhin ist das Agitprop auf der Höhe der Zeit.

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