Die Spaßfront lässt die Backen jucken – Annotation zum Buch „Hart wie Marmelade“ von Kai Havaii

Kai Havaii: Hart wie Marmelade.
Kai Havaii in "Hart wie Marmelade" mit Erinnerungen eines Wahnsinnigen. © Klartext

Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). „Hart wie Marmelade“ von Kai Havaii ist da. Liebe Vatis aufgepasst! Wenn Musikanten in der Stadt sind, schlaft neben der schussbereiten Quietschpistole! Musikanten wollen euren Töchtern und Frauen unter den Rock und euch, ihr edlen Herren, sämtliches Bier wegsaufen.

Kai Havaii und seine Buben der Band Extrabreit (wo der Name noch Programm ist) lassen die Puppen tanzen, die Kumpel jucken, die Polonaise trampeln. Als die Neue Deutsche Welle (NDW) in den fernen 80ern die Hallen wuppte, war Kai einer der besten „Wahnsinnigen“ dieser Art Musikerey. Kurz währte sein Ruhm, NDW versank im Schmodder St. Nimmerleins. Die Hallen wurden kleiner, die Drogen härter – Gevatter Tod fegte diesen und jenen hinweg – doch Kai blieb standhaft und gab den Affen Zucker. Zur Not eben ein wenig Schlager – oder wie man das Gerumpel nun nennen mag.

Havaiis Autobiografie als „Erinnerungen eines Wahnsinnigen“, die bei Klartext in einer Neuauflage erschien, liest sich munter wie ein kleines Steak. Kai ist wirklich so hart wie Marmelade und flutscht durch alle Probleme, die ein nassforsches Musikantenleben so mit sich bringt. Die Rückschau auf die NDW-Hochzeit weckt schräge Jugenderinnerungen und böse Suffpatzer beim Leser. Und weil dem Dichter kein Witz zu peinlich ist (meine ich durchaus positiv), unterscheidet sich das Buch wohltuend von aufgepumpten Musikerbiografien.

Bibliographische Angaben

Kai Havaii, Hart wie Marmelade, Erinnerungen eines Wahnsinnigen, 320 Seiten, Klartext Verlag, Essen 2017, ISBN: 3-8375-1865-8, Preis: 14,95 EUR

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