ESC-Krieg 2022 am Po oder Großes Finale im Pala Olimpico Torino – Direktberichterstattung aus der Po-Ebene vom Gipfeltreffen von Gesangskünstlern und solchen, die das werden wollen

ESC 2022 in Turin. © Visit Turin

Turin, Italien (Kulturexpresso). Me, I and myself. Zudem überall Aliens und mittenmang Woody Alien sowie mein Guru in the Hood. Hallelujah für Hallodris oder ESC-Krieg 2022 am Po. Milder mitgeteilt: Sängerwettstreit. Noch besser: Liederwettbewerb.

Allerdings können nur wenigsten Sänger und Sängerinnen singen, doch das macht nicht nur nichts, sondern das Gegenteil ist der Fall. Auffallen mit Vordergründigem und also Firlefanz und Mummenschanz. Nice und also nett formuliert: Ein paar kunterbunte Vögel flatterten durch Turin, die Großstadt am Po, zu Füßen der Berge, in Piemont. Sehr viele kunterbunte Vögel im im Pala Olimpico Torino, wo derzeit das Große Finale steigt.

Wir sehen Sängerinnen mit nackten Ärschen und Füßen. Sie stehen, gehen, laufen, hüpfen und springen auf der hippen Herzchen-Bühne mit Wasserfall im Pala Olimpico Torino, auch Pala Alpitour genannt. Dort in der ausverkauften hohen Mehrzweckhalle singen sich Männer und Frauen um Kopf und Kragen beim 66. Eurovision Song Contest (ESC). Nebenbei bemerkt, Männer mit blanker Brust gibt es auch. Je nach Veranstalter und Veranstaltung werden von 12 000 (Tennis) bis 16 000 (Basketball) Personen hineingebeten. Hinzu kommen noch Dutzende Bedienstete in diesem funktional verkleideten Betonklotz, der am 13. Dezember 2005 eröffnet wurde und der Stadt Turin gehört.

Unter den Tausenden in der vom japanischen Architekten Arata Isozaki und vom italienischen Architekten Pier Paolo Maggiora entworfen Halle ist auch noch ein Moderator namens Michael Holbrook Penniman. Der von allen nur Mika genannt Mann unter anderem in Schweinchenrosa befindet sich hier und dort, auch neben Krawatten und Anzüge tragenden Gelb-Wölfen aus Norwegen. Mir und anderen Reportern gegenüber gab er zu Gehör: „Die meisten Songs sind purer Scheiß!“ Wahrheit und Klarheit bei diesem Spektakel am Po. In der „Berliner Zeitung“ (13.5.2022) wird Mika unter dem Titel „ESC-Moderator Mika: ‚Die meisten Songs sind purer Scheiß'“ von Elmar Kraushaart mit den Worten „Die meisten Songs, die zum Wettbewerb geschickt werden, sind beschämend, sie sind purer Scheiß!“ zitiert. So ist das Liederleben.

Dazu paßt Laura Pausini, die nur singen sollte und nicht reden, sowie Alessandro Cattelan, der’s wenigstens kann: das Moderieren. Der am 11. Mai 1980 in Tortona geborene Italiener macht seine Sache in Turin souverän, die anderen schräg, schön schräg. Zudem macht Pausini ihrem Namen alle Ehre und legt während der Schau eine längere (Kunst-)Pause ein. Großes Kino beim ESC-Krieg 2022.

Zu diesem Gipfeltreffen von Gesangskünstlern und solchen, die das werden wollen, meine Anmerkungen in dieser Direktberichterstattung aus der Po-Ebene

Immerhin ist Pausinis „Volare“ nach Domenico Modugno der Höhepunkt dieser Nacht.

Die Deutschen aus der Republik Österreich, also de „Künstler LUM!X“ und die Sängerin Pia Maria, flogen noch in der Vorrunde raus und können wieder schlafen.

Der Deutsche aus der Schweizer Eidgenossenschaft und der aus der Bundesrepublik Deutschland treten solo auf. Malik Harris singt über „Rockstars“ und Marius Baer über „Boys Do Cry“. Da können einem die Tränen kommen. Punkte werden in dieser Nacht dafür wohl nur wenig kommen.

Einen singenden Jesus mit langen Haaren gibt es auch noch. Er vertritt das VK. Nur zum Himmel fliegt er im Hosenanzug nicht hoch. Die Herzen werden ihm sicherlich zufliegen.

Der Schweinepinke Mika irrte sich allerdings mehrfach mächtig gewaltig. Holland und Poland kann man mal verwechseln, das Heulsusenlied von den Polacken allerdings nicht von der musikalische Verweigerung aus Moldawien. Mireille Mathieu tritt auch auf, allerdings unter Pseudonym. Wahnsinn!

Die Blonde aus dem Königreich der Niederlande singt in ihrer Muttersprache. Alle Achtung!

Mariana Secca, die für Portugal auftritt, bringt mit „Saudade, Saudade“ Schwermütigkeit im Quadrat ins Rund.

Mahmood & Blanco singen sich mit ihrem Lied „Brividi“ regelrecht an. Minderjährige und Postadoleszenten werden das mögen.

Was sehe und höre ich noch? Federn im Haar hält der Finne hoch. Auf Klingonen machen die Franzosen und viele der Liederlichen in Blau und Gelb, den Farben des Faschismus.

Immerhin lassen die Griechen beim Blau das Gelb weg. Wirklich gelungen scheint das Blau mit Weiß, aber so gewinnen sie sicher nicht, die hellenistische Amanda Georgiadi Tenfjord aus Norwegen, deren melancholistischer Vortrag „Die Together“ auch zum Lebenswerk von Bjørn Helge Gammelsæter gehört.

Der Sänger aus Australien befindet sich auf der Bühne. Er trägt: einer Art Burka. Schade, daß nicht auch noch die Taliban teilnehmen dürfen.

Übrigens darf jeder wählen, nur nicht für den Vertreter des Staates, aus dem er anruft. Dafür darf jeder bis zu 20 mal wählen. Wahnsinn, aber wahr.

Die Sängerin im weißen Schlafanzug aus Armenien möchte wohl auch Punkte wie die Schwarzen aus Belgien (einer mit Haaren in Cementary Blond). Wird’s bald?

Mit Serbien wird’s wieder nichts und auch der junge Mann aus Estland ist nur nett, vermutlich zu echt. Doch das Echte und Authentische ist auch dieses Mal nicht das, was ankommen wird und aufkommen schon überhaupt nicht. Schade ist das und alles andere ist: schön schräg!

Anmerkung:

Siehe auch die Beiträge

im KULTUREXPRESSO.

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