Lange Nacht der Museen Lüneburg – Salz-, Brauerei-, Ostpreußen-

Lange Nacht der Museen Lüneburg an vielen Orten bis 23 Uhr am 17. Februar 2024 in Nordostniedersachsen (Museum Lüneburg, Brauereimuseum, Kloster Lüne, Ostpreußisches Landesmuseum)
Lüneburger Rathaus mit Hinweis auf eine Sonderausstellung. © Foto: Andreas Hagemoser, 2016

Lüneburg, Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Die Lange Nacht der Museen Lüneburg in der Hansestadt ist natürlich vom Umfang her nicht mit der, sagen wir, in Berlin vergleichbar. Salz-, Stadt-, Ostpreußen-, Brauereimuseum. Selbstbewusste Berliner, die gedacht haben, dass es eine „Lange Nacht der Museen“ nur in der deutschen Hauptstadt gibt, straft Lüneburg lügen. Auch der Termin am 17.Februar 2024 ist aus Berliner Sicht ungewöhnlich.

Der 17. ist ’24 der 1. Berlinale-Samstag, der Sonnabend, an dem noch keine Goldenen und Silbernen Bären und sonstige Preisen und Awards vergeben werden. Und die Berlinale ist die einzige Zeit des Jahres, an dem Kenner die Stadt nicht verlassen, es sei denn, sie müssen. Manche Berlinalegänger holen sich alles, was sie so zwei Wochen lang brauchen – Müsli, Haferflocken, Wasser in Glasfaschen an erster Stelle natürlich, Honig, Pumpernickel (ist wie echtes Brot, hält aber die 11 Tage Berlinale locker durch und kann auch schon ein, zwei Monate vorher eingekauft werden), Rote Bete, Vitamine, Eisentabletten, H-Milch, was auch immer – vorher ein.

Wie ein Berlinalefan einkauft, Vorrat anlegt und sich den Rücken freihält

Sogar andere Dinge, die „halten“, Streichhölzer, Feuerzeuge, Bleistifte, Kugelschreiber und Schreibblocks für Interviews (werden in rauhen Mengen verbraucht) und sogar Briefmarken. (Das Geld erhält der Finanzminister sofort! Wer vergessen hat Steuern zu zahlen, kauft einfach Briefmarken in entsprechendem Wert und verbrennt sie!) Auch Briefumschläge besorgt der weitsichtige Cineast spätestens Anfang Februar, damit während des wichtigsten Berliner Filmfest(ival)s ja keine Minuten durch Besorgungen oder Warten an der Kasse verlorengehen.

Es geht noch weiter: Der Freundeskreis wird so gewählt, dass niemand im Februar Geburtstag hat, und wenn, dann nur am Anfang oder ganz am Ende. Am besten am 29., dann muss man nur alle 4 Jahre mitfeiern. Und wenn sich durch Zufall doch eine wichtige Freundschaft ergeben sollte und sich ein ungünstiger Termin Mitte/ Ende des zweiten Monats herausstellen sollte, wird der Freund erzögen, dass Nachfeiern das beste sei. Oder der Berlinalefan macht klar, dass mit Anwesenheit im FEBRUAR – im Februar! also nun bitte, bis Mitte März* ist GAR KEINE ZEIT! – auf gar keinen Fall gerechnet werden kann. Auch nicht bei runden Geburtstagen. Auch Hochzeiten sollen gefälligst in berlinalefreie Jahre verlegt werden.

Und überhaupt: heiraten ist überbewertet. Alles geht inzwischen online und virtuell. Nur noch ein paar Hochzeitsplaner und Kupplerinnen versuchen Unbedarften einzureden, dass das keine schlechte Idee sei. Damit sie ihren Arbeitsplatz und Kundenkreis nicht verlieren. Bei manchen Kirchen mag das ähnlich sein, da stecken wir nicht so drin.

*Denn nach der Berlinale werden unter anderem im Arsenal am Potsdamer Platz, das in wenigen Monaten für immer schließen wird noch Berlinalefilme aus dem Forum gezeigt. In dem am Kino ausliegenden Programmheft sind diese Streifen schon jetzt zu finden.

Rätsel: Warum? – Ausnahmen bestätigen die Regel

Wie kann es also dazu kommen, dass ein Berliner statt in den Berlinalepalast in der Hauptstadt in das Brauereimuseum in der Hansestadt geht? Weil das Bier besser ist? Ja, aber erstens gibt es das bessere nicht im Brauereimuseum, sondern östlich des Bahnhofs an der Hauptstraße nach Dahlenburg in besonderen Flaschen oder notfalls in der Hasenburg, in der seit neuestem gebraut wird. Nichts gegen früher. Im Mittelalter gab es wohl einhundert Brauereien und Bier galt als Grundnahrungsmittel. Die Stadt spricht von gut 80 Braustätten. Diese Anzahl wird heute in der 1000jährigen und Hansestadt Lüneburg nicht erreicht. Moravia-Pils, Kronen-Bier, Lüpi (Lüneburger Pilsener) sind entweder Geschichte oder werden in Hamburg gebraut. Vielleicht noch am Hafen. Am neuen Hafen am Elbseitenkanal (ESK) im Industriegebiet. Auch nicht alle kleinen Brauorte verdienen den Namen ‚Brauerei‘ wirklich.

Wenn jemand stirbt, was erstaunlicherweise immer noch immer wieder mal vorkommt, dann kann man ihm natürlich schlecht die Freundschaft kündigen. Tod und Steuern seien unvermeidlich, lügt ein englisches Sprichwort. Steuerbrater und die Kirchenmänner werden ihnen was anderes vertellen, erzählen. Entschuldigung, ‚Steuerberater‘. Prentice Mulford übrigens auch.

Es gibt natürlich noch weitere Ausnahmen. Die Gesundheit. Erleuchtung. Oder ein Klassentreffen. Je nach Alter der Teilnehmer und Häufigkeit der Treffen (alle 50 Jahre?) lohnt sich ein Besuch mehr als eine 80er-Party, die Lange Nacht der Museen Lüneburg oder die Berlinale. Wenn so ein Termin festgelegt wurde, den zu finden eh äußerst schwer ist, hilft Freundschaft kündigen auch nicht (s.o.).

Dazu kommt, dass wir heute kein Smartphone zur Verfügung haben. Der Typ vom Laden mit der Werkstatt prognostiziert sogar Unreparierbarkeit. Wir werden sehen; aber weniger photographieren.

Lange Nacht der Museen Lüneburg – „nur“ bis 23 Uhr

Lange Nacht der Museen Lüneburg am 17. Februar 2024 bis 23 Uhr an mehreren Orten in der Stadt in Nordostniedersachsen. In Berlin geht die „Lange Nacht der Museen“ länger (bis 2 Uhr) und es gibt eigene Busse („Shuttle-Busse“), die zwischen den verschiedenen Veranstaltungsorten verkehren. 3 Ausstellungsorte sind fußläufig vom Sande erreichbar, wo es fast immer Taxis gibt. Das größte Museum kann man sogar vom Bahnhof aus zu Fuß erreichen. Dort ein weiterer belebter Taxistand. Geübte machen alles zu Fuß.

Lüneburg hat viele Museen und ähnliche Institutionen, mehr als sogar der ehemalige Lüneburger denkt. Das stellte sich auch in Gesprächen mit Ex-Lüneburgern und Neuhamburgern am 17.2.’24 heraus. Zunächst einmal das große Museum Lüneburg an der Ilmenau, das auch das ehemalige Museum für das Fürstentum Lüneburg umfasst. Das Kurfürstentum war der Kern von Lunenburg-Brunswick (Braunschweig) und der König von Hannover saß auch auf dem englischen Thron. Es war einmal. Kloster Lüne, Ostpreußisches Landesmuseum, … You name it.

Als wir gegen Mitternacht am Brauereimuseum in der Heiligengeiststraße vorbeikamen, an dem noch die Aufschrift „Kronen-Brauerei“ prangt, zwischen Gasthaus Mälzer mit seiner eigenen Brauerei und der Engen Straße gelegen, hörten wir laute Feierklänge. Auch wenn die Museen, die mit einem Kombiticket zugänglich waren, um 11 Uhr abends schlossen, war das nicht das Ende aller (Museums-) Zusammenkünfte.

Zwischen 11 und halb zwölf und noch länger war am Sande am Taxistand manchmal kein Wagen zu kriegen. Samstagabend, ja. Aber die Lange Nacht der Museen Lüneburg hat das ihrige zu diesem Mangel beigetragen. (Große Stadtbusse verkehren nach 22 Uhr in der Hansestadt nicht mehr, sonntags ab 8 abends nicht mehr.)

Lange Nacht der Museen als Marke (‚brand‘)

Der Kapitalismus breitet sich aus, Märkte werden erschlossen. Das ist nicht ganz so wie bei einem Baum, aber auch der will wachsen. Scheint die Sonne und es regnet genug, reicht der Platz und der Boden ist gut, wächst er viel. Bei wenig Wasser eben langsamer.

Um Märkte zu erschließen, sind Marken gut. Zwar muss man Werbung machen und vorher den Markenschutz beantragen. Aber wenn ein Kunde aus Berlin dann das erste Mal in Freiburg im Breisgau ist und beispielsweise eine Bionade sieht, weiß er sofort, „das ist eine Bio-Limo und die schmeckt immer – so“. Er muss sich dann an einem unbekannten Ort nicht erst lang mit einem neuen Warenangebot auseinandersetzen.

Am Anfang musste man dem Volk erklären, was eine lange Nacht ist. „Kreuzberger Nächte sind lang“, ja. Die Freiheit des Liedes. Kunstfreiheit. Aber in Kreuzberg ist ja vieles anders, wie wir auch aus dem Theaterstück „Auf der Straße“ wissen. Schauspieler Nico sagt dort stellvertretend für jemand, der das wirklich gesagt hat oder gesagt haben könnte: „Der da hinten … […] Ist der obdachlos oder ist der einfach nur aus Kreuzberg?“

Jetzt weiß fast jeder, was man sich darunter vorstellen kann. Die Uhren werden nicht zurückgestellt, denn dann gäbe es nur eine lange Nacht im Jahr. Und auch nur solange, bis der verstörende Blödsinn mit der Sommerzeit endlich wieder abgeschafft wird. Kühe stöhnen. Menschen kommen zu spät. Und Energie spart man damit nachweislich ja auch nicht.

Eigentlich gibt es nur eine lange Nacht pro Jahr – solange es die Sommerzeit noch gibt, deren Abschaffung schon 2019 versprochen wurde

2019 wurde die Wieder-Abschaffung der Sommerzeit angekündigt. Leider scheint man das dann 2020 vergessen zu haben. Obwohl die Jahre, in denen Wirtschaft und gesellschaftliches Leben zu großen teilen abgeschaltet wurden für so eine vernünftige Maßnahme geeignet hätten. Stattdessen wurden andere „Maßnahmen“ ergriffen. Dabei wurde es versprochen. Viele, viele Leute (Volk und Bevölkerung sagt man ja nicht mehr) hatten sich gefreut. Der Mainstream sagt jetzt „Die Menschen hatten sich auf die Abschaffung der Sommerzeit und des damit verbundenen Durcheinanders gefreut.“ Die Menschen. Inflation gibt es auch bei diesem Wort. Ein weiteres gebrochenes Versprechen. Fällt kaum auf bei lauter Verbrechen. Gegen die Menschlichkeit, das Völkerrecht – das Leben.

Bei uns gingen im Laufe der Jahrzehnte schon zwei Uhren kaputt, nur weil sie zweimal im Jahr umgestellt werden mussten. Darunter eine Solaruhr. Zerstörung, die überflüssig ist. Vermieden hätte werden können. Doch die Sommerzeit macht noch mehr kaputt. Den Rhythmus. Er wird gestört. das ist gestört. Eine kürzere Nacht, ein längere. Unfug, der endlich aufhören muss.

Lange Nacht der Museen, der Wissenschaften, der Autoren

… inzwischen hat sich der Begriff eingebürgert und man kann ihn auf jede beliebige Branche oder Rubrik ausweiten. Am häufigsten scheint uns die Lange Nacht der Museen – Lüneburg, Berlin …

Wen es am 17. Februar ’24 nach Lüneburg verschlug oder kurz vorher, wusste mit einem Blick auf das Plakat am Sande, was hier los ist und was ihn erwartet. Mehr Einzelheiten auf der Website und Homepage der Heimat Hansestadt Lüneburg mit ihren guten Seiten. E-Mail: mailto: stadt@stadt-lueneburg.de . Tel. 04131 309-0 montags bis donnerstags 8 bis 16 Uhr und freitags 8 bis 12 Uhr. Das Rathaus hat länger geöffnet: 8 bis 17 und am Freitag 8 bis 15 Uhr.

Brauereimuseum bedeutend, Ostpreußenmuseum zeigt Kant

Kulturhäuser und Bibliotheken“ der Hansestadt Lüneburg sind hier verlinkt; dazu zählen städtischerseits auch 4 Museen, darunter das Ostpreußische Landesmuseum mit Deutschbaltischer Abteilung (Dauerausstellung auf mehr als 2.000 Quadratmetern) und das wohl bedeutendste Brauereimuseum Norddeutschlands: Das Lüneburger Brauereimuseum.

Das Gebäude des Brauereimuseums Lüneburg, wie es sich selbst nennt, besteht aus einem alten Teil und einem modernen Sudhaus von 1911. Tja, ein Sudhaus von 1911 nennt sich in der Hansestadt Lüneburg eben nicht alt. Denn alt ist hier was anderes.

Die Heiligengeiststraße, die vom Sand abgeht, war das Zentrum der Brauer. Allerdings teilt sich das Brauereimuseum mit dem Ostpreußischen Landesmuseum einen Eingang. Museumstechnisch. Dieser liegt an der Ritterstraße. (Teilen im eigentlichen, deutschen Sinne. Der Eingang wird nicht mitgeteilt. Obwohl wir hier mitteilen, dass sich beide Museen ein Eingang teilen. Wir „teilen“ diese Nachricht aber nicht, da wir sie nicht kleiner machen wollen als sie ist. Wir wollen verhindern, dass Besucher Umwege machen. Allerdings ist die Hauptfassade an der Heiligengeiststraße sehenswert. Wie oben berichtet.)

Wir sind schon gespannt auf die nächste Lange Nacht der Museen Lüneburg. Vielleicht werden wir dann Zeit dafür haben. Nehmen wäre schön und ganz gewiss interessant. Denn es bahnt sich sogar Neues an:

In Kürze wird die Hansestadt 5 Museen haben. (Von kirchlichen und privaten Sammlungen ganz zu schweigen.)

Die Hansestadt Lüneburg liegt nicht an der Waterkant, fliegt – Pflicht! Ran da! – aber auf Kant.

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