Willem Dafoe erhält Stern auf dem „Walk of Fame“ in Los Angeles

Willem Dafoe auf der Berlinale Goldener Ehrenbär Internationale Filmfestspiele Berlin.
Willem Dafoe auf der Berlinale an dem Tag, an dem er den Goldenen Ehrenbären erhielt. © 2018, Foto/BU: Andreas Hagemoser

Los Angeles, Kalifornien, Vereinigte Staaten von Amerika/ Partnerstadt Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Willem Dafoe erhält Stern – auf dem „Walk of Fame“ in Los Angeles natürlich. In der Riesenstadt Los Angeles*, die einst zu Mexiko gehörte, liegt die sogenannte „Traumfabrik“ des Films. 1920, als Groß-Berlin gegründet wurde, die heutige Partnerstadt von L.A. (sprich El Ej! [mit einem ‚dark l‘]), waren nach der Ausdehnung das die beiden größten Städte der Welt. Berlin hat ja bekanntlich etwa 890 Quadratkilometer. In L.A. passt unter anderem auch „Venice“ an der Pazifikküste mit Strand und Seebrücke hinein. Venice [sprich Wenniss] ist das englische Wort für Venedig.

Spaziergang durch Los Angeles

Zu sehen u.a. in dem Film „Falling Down – ein ganz normaler Tag“. Wer L.A. etwas besser kennenlernen will, begleite Hauptdarsteller Michael Douglas bzw. die von ihm gespielte Figur William Foster alias D-Fens bei seinem Fußmarsch durch die Stadt. Sein Gegenspieler in dem Spielfilm ist Robert Duvall als Kriminalpolizist vor seiner Pensionierung. Tatsächlich an seinem letzten Arbeitstag. Jetzt sind wir wieder beim Thema Film.

Die Filmstadt Los Angeles hat an einer Straße viele fünfzackige, messingfarbene Sterne ausgelegt wie Pflastersteine. Auf ihnen Namen von Regisseuren, Schauspielern und anderen Filmleuten.

Nun hat Willem Dafoe einen. Als die Nachricht „Willem Dafoe erhält Stern“ herumging und uns vor wenigen Stunden erreichte, haben wir uns gefreut. Wirklich gefreut. Nicht weil, wie er selber sagte, er neben englischen, irischen, schottischen und französischen auch deutsche Wurzeln hat. Sondern weil er es wirklich verdient hat. Er ist ein Tausendsassa in der Filmbranche. Er spielt in Filmen mit, wo man gar nicht darauf kommt. Und er war wiederholt in Los Angeles‘ Partnerstadt Berlin als Berlinalegast. Unter anderem 2007 als Jurymitglied unter Paul Schrader, dem Regisseur von „Light Sleeper“ (2003). In diesem Film spielte Dafoe mit, mal in einer ruhigeren Rolle. Er ist mehr oder weniger zugänglich, bodenständig und ein sehr guter Schauspieler, den man weder auf einer Genre noch auf eine Rolle festlegen kann. Auch, dass er immer die (wichtigste) Nebenrolle spielt, ist längst wiederlegt. Er spielte Jesus in „Die letzte Versuchung Christi“, einem Martin-Scorsese-Film.

Willem Dafoe erhält Stern nach Goldenem Bären und Oscarnominierungen

Er war viermal für den Oscar nominiert, davon dreimal als bester Nebendarsteller: 1987 (Sgt. Elias K. Grodin in „Platoon“ (der Zug)), 2000 für den „Max Schreck“ in „Shadows of the Vampire“, 2018 für die Rolle des Motelmanagers Bobby in dem Sean-Baker-Film „The Florida Project“ (2017).

2019 dann etwas neues: Er wurde erstmals in der Rubrik „bester HAUPTDARSTELLER“ nominiert, weil er den Maler „Van Gogh – An der Schwelle zur Ewigkeit“ gemimt hatte.

In dem Jahr der Oscarnominierung für die Rolle des Bobby war er am 20. Februar auch in Berlin, um den Goldenen Ehrenbären der Berlinale entgegenzunehmen. Er kam mit seiner Frau Giada Colagrande, einer italienischen Filmregisseurin, die er am 25. März 2005 heiratete. Sie ist Sternzeichen Waage und inzwischen sowohl als Schauspielerin als auch als Drehbuchautorin Kollegin, hatte Willem Dafoe am „Set“ von „Tiefseetaucher“ kennengelernt. Das war Dafoes 50. Film (circa, vielleicht auch genau, er selbst wird es auf Anhieb auch nicht so genau wissen, fragte man ihn; inzwischen dürften es etwa 120 Filme sein.). Vor „The Life Aquatic with Steve Zissou“, so der Originaltitel, hatte Dafoe 2004 schon „Aviator“ abgedreht. Er spielte dann im selben Jahr noch in „Du sollst nicht töten“, „Spider-Man 2“ und „Anatomie einer Entführung“ bzw. „The Clearing“ mit. Aber der „Tiefseetaucher“ veränderte sein Leben.

Pescara
Pescara an der Adria, Geburtsort Giada Colagrandes. Hafen. (BU: Aha) Author: Visit Abruzzo, CC BY-SA 2.0 , via Wikimedia Commons, keine Veränderungen vorgenommen am Bild.

Fische, Waage und Fang

Geboren wurde Giada Colagrande angeblich 1975 als Waage im Fischerort Pescara. Das ist da, wo der gleichnamige Fluss, im Altertum Aternus, in die Adria mündete. Den Hafenort nannten die Römer (Rom ist 200 Kilometer weg) Aternum, was an „Aeternum“ – die Ewigkeit – erinnert. Wie Colagrande dahingekommen ist, wissen die Götter (oder Gott?!). Da gehen die Meinungen ja auseinander. Im Fluss und in der Stadt Pescara sind Fische nicht rar. Das Sternzeichen Fische heißt ja pesces, für Italiener klingen die Fische gleich an. In Pescara gibt es immer noch Trabucchi. Ein Trabocco ist ein für den Fischfang errichteter Pfahlbau und heißt auf deutsch Fischwaage. Die ganze Küste der Abruzzen ist danach benannt (Costa di Trabocchi). Jedenfalls machte Willem Dafoe wohl einen guten Fang.

Giada Colagrande, Schauspielerin, Regisseurin, Drehbuchautorin
Giada Colagrande am Mittag des 23 September 2010 in Guadalajara in Mexiko. (BU: aha) FICG.mx, CC BY 2.0 , via Wikimedia Commons

Giada Colagrande taucht aus der Tiefsee auf

Nun lebten sie nicht nur zusammen, in Rom, L.A. und in New York, das liegt ja sozusagen auf dem halben Weg. Wenn man von der Stiefel-Halbinsel kommt, kann man nach der Überquerung des großen Teiches westwärts schon mal in der Hafenstadt Station machen. Schließlich geht es dann zur Arbeit ja noch quer durch ganz Nordamerika bis an die Küste des Stillen Ozeans in die bereits erwähnte andere Hafenstadt.

Giada Colagrande und Willem Dafoe arbeiteten auch wiederholt zusammen. Für „Before it had a name“, Giada Colagrandes zweiten Langfilm – ihr erster war 2002 „Aprimi il cuore“ („Open my heart“) – schrieben sie gemeinsam das Drehbuch und standen dann auch beide vor der Kamera.

2010 führte Giada Colagrande in ihrem dritten Film Regie, „Una Donna“ („A Woman“) mit Willem Dafoe, Jess Weixler und Stefania Rocca.

Auch in ihrem viertem Regiewerk, „Bob Wilson’s Life & Death of Marina Abramović“, spielte Willem Dafoe – neben Antony Hegarty – wieder mit. 2012.

Und auch vier Jahre später, 2016, als Giada Colagrande zum sechsten und vorerst letzten Mal Regie führte, stand das Ehepaar vor der Kamera (neben Franco Battiato). Der Film heißt „Padre“. Zur Sicherheit hatte Giada Colagrande auch gleich wieder das Drehbuch geschrieben, genau wie bei „Before it had a name“ und „Una Donna“ („A Woman“).

(In den 90er Jahre hatte Giada Colagrande noch Kurz- und Dokumentarfilme gedreht, darunter die Kurzfilme „Carnaval“ und „N. 3“. Die haben wir der Einfachheit halber bei der Zählung nicht berücksichtigt, die sich auf die Regiearbeiten bezieht.)

Willem Dafoe erhält den Stern und freut sich sichtlich

Worüber Willem Dafoe sich am meisten freut – über seine Frau, den Goldenen Bären oder den Stern mit seinem Namen – wissen wir nicht. Wir können uns auch nicht erinnern, ob er den Bären küsste. Seine Frau vermutlich schon. Aber er blieb mit ihr auf dem Teppich. Zumindest standen die beiden Arm in Arm auf dem Roten Teppich. In Berlin. Fest steht:

Der Star küsste den Stern.

* Der Artikel „115 Jahre KadeWe“ enthält die wichtigsten Daten über Groß-Berlin, das im wesentlichen mit Berlin identisch ist. Im Absatz „Groß-Berlin, zweitgrößte Stadt der Welt“.

Übrigens: Auch kluge Hunde, sofern sie zum Film gingen, erhielten schon mal einen Stern auf dem kalifornischen Walk of Fame.

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