Ein Buch für Walter Spiess – Annotation zum Roman „Bali, Das letzte Paradies“ von Nigel Barley

© Klett-Cotta

Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Nach vielen Jahren liefert der englische Ethnologe Nigel Barley uns unschuldigen Schulfüchsen neues Lesefutter.

Er hat inzwischen in Indonesien eine neue Heimat gefunden und holt mit der Figur des Walter Spiess eine besondere Figur aus der Mottenkiste des Vergessens. Spiess war bis zum 2. Weltkrieg auf Bali Maler, Ethologe, Musiker, Naturforscher, Reiseführer der Marke Special One und 1. Anlaufstation für alle prominenten Balireisenden. In seinem großen Haus gingen die Koryphäen der Zeit ein und aus. Er lebte als Homosexueller relativ offen und pries das tolerante Wesen der Balinesen, die damals noch von Holland als Kolonialregierung geknechtet wurden. Barley knetet ein grandioses Denkmal des Freigeists Spiess, sein romanhafter Ausflug in dessen Lebensgeschichte fesselt ungemein und lässt uns die goldenen Zeit Balis Revue passieren. Ein großes Buch, um den fiesen Novemberniesel zu vergessen. Nur der Titel Bali – Das letzte Paradies ist unsäglich und erinnert an schmalztriefende Reiseprospekte. Was hat nur den Verlag geritten, das Buch nicht mit wunderbar doppeldeutigem Originaltitel Insel der Dämonen zu versehen?

Bibliographische Angaben

Nigel Barley, Bali, Das letzte Paradies, Roman, aus dem Englischen von Anke Burger (Original: Island of Demons), Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2015, 271 Seiten, Klappenbroschur, ISBN: 978-3-608-98028-8,17, Preis: 17,95 Euro (D)

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