Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Einmal Blankenfelde und zurück. Einmal lohnt sich, besonders an einem Tag in diesem Jahr – doch dazu später mehr -, denn der historische Dorfkern von Blankenfelde, am äußersten Rande des Berliner Stadtgebietes gelegen, erinnert bis heute an das dörfliche Leben vor den Toren Berlins, bevor die Stadt sich zur Metropole entwickelte.
Ein Blick in die Geschichte Blankenfeldes kann dank eines Kooperationsprojektes zwischen dem Museum Pankow und dem eingetragenen Verein Stadtgut Blankenfelde geworfen werden und zwar während einer Ausstellung zur Entwicklung des Dorfes Blankenfelde und seiner unmittelbaren Umgebung. Das ist auch ein Blick in die Nutzungsgeschichte von den Anfängen bis in die Gegenwart mit allerlei äußerst unterschiedlicher Ereignisse, Zäsuren und Persönlichkeiten in Kriegs- und Friedenszeiten, im Kapitalismus und Sozialismus.
Ein echter Einschnitt war Ende des 19. Jahrhunderts der Erwerb des ehemaligen Rittergutes durch die Stadt Berlin als Stadtgut zur Nutzung der Flächen als Rieselfelder. Fortan rieselten Fäkalien der rasant wachsenden Residenzstadt auf die Felder um Blankenfelde. Zudem versorgten die Arbeiter des Stadtgutes Blankenfelde Berliner mit Milch, Fleisch, Obst und Gemüse, das auf ihrer Scheiße wuchs.
Das Stadtgut war jahrzehntelang auch Lungenheilstätte, Leichtkrankenhaus, Alten- und Flüchtlingsheim und überstand zwei Weltkriege.
Die Rote Armee beschlagnahmte das Stadtgut 1945 und betrieb es bis 1950 als »Militärhilfswirtschaft« zur Versorgung der sowjetischen Garnison in Potsdam. Bereits vor dem Kriegsende erreichten das Gut Flüchtlingsfamilien, die jenseits der Oder vertrieben worden waren. Viele fanden in Blankenfelde und der näheren Umgebung ein neues Zuhause.
In der DDR war das Gut staatseigen, insofern die Bezeichnung »Volkseigenes Gut (VEG) Blankenfelde« irreführend. Bis 1989 war Blankenfelde entsprechend der jeweiligen DDR-Landwirtschaftspolitik unterschiedlicher organisatorischer und produktionsspezifischer Schwerpunktsetzungen ausgesetzt. Einer Spezialisierung und Technisierung standen eine wachsenden Ineffizienz der landwirtschaftlichen Produktion und nicht mehr zu übersehenden ökologischen Folgen der intensiven Verrieselung für Böden und Grundwasser gegenüber.
Viele Jahrzehnte arbeiteten Lehrlinge und Erntehelfer auf dem Gut. Eine Reihe von ihnen erzählen in der Ausstellung von den Erlebnissen auf dem Gut.
Anfang der 1990er Jahre fällt das ehemalige Gut Blankenfelde über Jahre in einen Dornröschenschlaf und die zum Gut gehörenden Flächen Richtung Lübars erholen sich nur langsam von dem massiven Eingriff in die Landschaft durch den Mauerbau, der 28 Jahre die beiden Nachbardörfer Blankenfelde und Lübars voneinander trennten. Schließlich zog auf das Gut eine Initiative, die die denkmalgerecht instandgesetzten Gebäude heute als intergeneratives Wohnprojekt nutzt.
Wer mehr über das Berliner Stadtgut Blankenfelde erfahren möchte, der bewege sich dorthin und besuche die Ausstellung. Am besten am Spätsommerfesttag, am Samstag, den 15. September 2018, ab 14 Uhr. Das Sommerfest biete laut Veranstalter nicht nur „lauschige Plätze am Rande der Stadt“, sondern sorge auch „für gute Unterhaltung“. Dazu heißt es beim Stadtgut Blankenfelde e.V.: „In Begleitung der erlauchten Artistokraten kann das erlesene Publikum sich unterhaltsame Eindrücke verschaffen, über das Gut und seine Geschichte schlendern, tanzen, schmausen, trinken. Für jeden Geschmack ist etwas dabei! Auch beim Musikprogramm! Die One-Woman-Band Abstrak Jaz jazzt sich ins Herz, die Schulmädchen-Band Rosemma des Rosa-Luxemburg-Gymnasiums lässt sich nicht die Show stehlen und die beiden Girlz-Bands WonderSka und Cellolitas bestechen mit ihrem fetten Bläsersound und Ska und Soul und blasen alle von den Socken!“ Nebenbei bemerkt: Der Eintritt ist frei.
Stadtgut Blankenfelde e.V.
Hauptstraße 30, 13159 Berlin
E-Mail: kontor@stadtgut-blankenfelde.de, Telefon: 030 40058182
Öffnungszeiten: Freitags bis sonntags von 12 Uhr bis 18 Uhr und montags sowie dienstags von 14 Uhr bis 18 Uhr