Rieselfelder, Liegekur und Runkelrüben. Das Berliner Stadtgut Blankenfelde mit Ausstellung und Spätsommerfest

Rieselfelder, Liegekur und Runkelrüben. Das Stadtgut Blankenfelde im Norden Berlins.
Plakat zur Ausstellung Rieselfelder, Liegekur und Runkelrüben. Das Stadtgut Blankenfelde im Norden Berlins. © Copyright 2018 Stadtgut Blankenfelde eV

Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Einmal Blankenfelde und zurück. Einmal lohnt sich, besonders an einem Tag in diesem Jahr – doch dazu später mehr -, denn der historische Dorfkern von Blankenfelde, am äußersten Rande des Berliner Stadtgebietes gelegen, erinnert bis heute an das dörfliche Leben vor den Toren Berlins, bevor die Stadt sich zur Metro­pole entwickelte.

Ein Blick in die Ge­schich­te Blanken­feldes kann dank eines Kooperationsprojektes zwischen dem Museum Pankow und dem eingetragenen Verein Stadtgut Blankenfelde geworfen werden und zwar während einer Ausstellung zur Entwicklung des Dorfes Blankenfelde und seiner unmittelbaren Umgebung. Das ist auch ein Blick in die Nutzungs­geschichte von den Anfängen bis in die Gegenwart mit allerlei äußerst unter­schied­licher Ereignisse, Zäsuren und Persönlichkeiten in Kriegs- und Friedenszeiten, im Kapitalismus und Sozialismus.

Ein echter Einschnitt war Ende des 19. Jahrhunderts der Erwerb des ehemaligen Rittergutes durch die Stadt Berlin als Stadtgut zur Nutzung der Flächen als Rieselfelder. Fortan rieselten Fäkalien der rasant wachsenden Residenzstadt auf die Felder um Blankenfelde. Zudem versorgten die Arbeiter des Stadtgutes Blankenfelde Berliner mit Milch, Fleisch, Obst und Gemüse, das auf ihrer Scheiße wuchs.

Das Stadtgut war jahrzehntelang auch Lungen­heil­stätte, Leicht­krankenhaus, Alten- und Flüchtlings­heim und überstand zwei Weltkriege.

Die Rote Armee beschlagnahmte das Stadtgut 1945 und betrieb es bis 1950 als »Militär­hilfs­wirt­schaft« zur Versorgung der sowjetischen Garnison in Potsdam. Bereits vor dem Kriegs­ende erreichten das Gut Flüchtlings­familien, die jenseits der Oder vertrieben worden waren. Viele fanden in Blankenfelde und der näheren Umgebung ein neues Zuhause.

In der DDR war das Gut staatseigen, insofern die Bezeichnung »Volkseigenes Gut (VEG) Blankenfelde« irreführend. Bis 1989 war Blankenfelde entsprechend der jeweiligen DDR-­Land­wirt­schafts­politik unterschiedlicher organisatorischer und produktions­spezifischer Schwer­punkt­setzun­gen ausgesetzt. Einer Spezialisierung und Technisierung standen eine wachsen­den Ineffizienz der landwirt­schaftlichen Produktion und nicht mehr zu übersehenden öko­lo­gi­schen Folgen der intensiven Verrieselung für Böden und Grundwasser gegenüber.

Viele Jahrzehnte arbeiteten Lehrlinge und Erntehelfer auf dem Gut. Eine Reihe von ihnen erzählen in der Ausstellung von den Erlebnissen auf dem Gut.

Anfang der 1990er Jahre fällt das ehemalige Gut Blankenfelde über Jahre in einen Dornröschen­schlaf und die zum Gut gehörenden Flächen Richtung Lübars erholen sich nur langsam von dem massiven Eingriff in die Landschaft durch den Mauerbau, der 28 Jahre die beiden Nachbardörfer Blankenfelde und Lübars voneinander trennten. Schließlich zog auf das Gut eine Initiative, die die denkmal­gerecht instandgesetzten Gebäude heute als intergeneratives Wohnprojekt nutzt.

Wer mehr über das Berliner Stadtgut Blankenfelde erfahren möchte, der bewege sich dorthin und besuche die Ausstellung. Am besten am Spätsommerfesttag, am Samstag, den 15. September 2018, ab 14 Uhr. Das Sommerfest biete laut Veranstalter nicht nur „lauschige Plätze am Rande der Stadt“, sondern sorge auch „für gute Unterhaltung“. Dazu heißt es beim Stadtgut Blankenfelde e.V.: „In Begleitung der erlauchten Artistokraten kann das erlesene Publikum sich unterhaltsame Eindrücke verschaffen, über das Gut und seine Geschichte schlendern, tanzen, schmausen, trinken. Für jeden Geschmack ist etwas dabei! Auch beim Musikprogramm! Die One-Woman-Band Abstrak Jaz jazzt sich ins Herz, die Schulmädchen-Band Rosemma des Rosa-Luxemburg-Gymnasiums lässt sich nicht die Show stehlen und die beiden Girlz-Bands WonderSka und Cellolitas bestechen mit ihrem fetten Bläsersound und Ska und Soul und blasen alle von den Socken!“ Nebenbei bemerkt: Der Eintritt ist frei.

Stadtgut Blankenfelde e.V.

Hauptstraße 30, 13159 Berlin

E-Mail: kontor@stadtgut-blankenfelde.de, Telefon: 030 40058182

Öffnungszeiten: Freitags bis sonntags von 12 Uhr bis 18 Uhr und montags sowie dienstags von 14 Uhr bis 18 Uhr

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