Ein Anti-Ernst-Jünger-Roman – Annotation zum Buch „Krieg“ von Louis-Ferdinand Céline

Buch
"Krieg" von Louis-Ferdinand Céline. © Rowohlt

Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). So düster wie klug. So hart und gegen den Krieg. Was Ernst Jünger in seiner grandiosen Kriegsverherrlichung in seinem Weltkriegs-Memoire „In Stahlgewittern“ auf eine schmerzliche Art schaffte, gelang Ferdinand Celine mit Krieg auf einer literarischen Ebene 100-mal brillanter.

Was für wundervolles Buch. Was für ein düsterer Mythos: Genauso ist’s, genauso ist der Krieg, lächerlich, zerstörend, Stille schaffend, Blühendes eindampfend.

Celines Held Ferdinand lacht auf dem Gipfel der Verzweiflung, sein Arm ist nach einem schweren Angriff lahm, im Kopf steckt noch eine Kugel, im linken Ohr hallt der Geschützdonner nach, nebst 99 weiteren, permanent dröhnenden Kriegsgeräuschen. Eine irre Krankenschwester masturbiert ihn zum Trost, indes neben ihm die Leiber platzen, die Bomben fallen und der Irrsinn Wirklichkeit ist. Als Cascade (jedem Tag fault ihm eine Zehe mehr ab) und seine geldmächtige Idee, Prostituierte in das Krankenlager zu holen, für ein paar Tage die Lage bestimmen und Ferdinand eine Medaille fürs überlebte Gemetzel in Anwesenheit seiner stolzen Eltern und so weiter erhält, macht sich unser Held daran, den Tod und sein vorbestimmtes Schicksal zu überlisten.

Ein Buch wie ein Faustschlag in die Fresse aller Kriegsfreunde.

Unbedingt lesen, fünf von fünf Punkten.

Bibliographische Angaben:

Louis-Ferdinand Céline, Krieg, 192 Seiten, Übersetzer aus dem Französischen: Hinrich Schmidt-Henkel, Bindung: fester Einband, Verlag: Rowohlt Buchverlag, Hamburg, 1. Auflage 12.9.2023, ISBN: 978-3-498-00356-2, Preise: 24 EUR (Deutschland)

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