Tötungsritual in Deutschland von 1200-1700 – Annotation zum Buch „Verbrecher, Opfer, Heilige“ von Peter Schuster

© Klett-Cotta

Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Der Erforschung des staatlichen Tötens, der Hinrichtung von Verbrechern, hat sich Peter Schuster in seinem wunderbaren Werk angenommen. Besonders gefiel mir die gewitzte Sprache, die aber auch nichts mit wissenschaftlichem Kauderwelsch zu tun hat und den anspruchsvollen Leser in ihren Bann zieht. Schnörkellos, doch mit viel Empathie und einem gehörigen Schuss Ironie. Das Buch ist intelligente Unterhaltung, obgleich sich das leicht marode Thema nicht durch ein Hintertürchen öffnet. Schuster wirft uns voll in die Kerker und Richtstätten Deutschlands. Die größte Überraschung: der Blutzoll war im Mittelalter weitaus geringer als in der Neuzeit.

Schuster spannt einen weiten Bogen. Wir erfahren Einzelheiten über den Gefängnisalltag, die vielfältigen Formen der Folter und Tötungsarten. Haftzeiten und Suizide, die Leiche im Dienst der Wissenschaft, Hinrichtungen als Demonstration von Herrschaftsansprüchen.

Wer mehr über das staatlich organisierte Töten von Verbrechern wissen will, egal ob wirkliche oder vermeintliche, ist bei Herrn Schuster an der richtigen Adresse.

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Peter Schuster, Verbrecher, Opfer, Heilige: Eine Geschichte des Tötens 1200-1700, 416 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag, Klett-Cotta, 2. Auflage, Stuttgart 2016, ISBN: 978-3-608-94845-5, Preis: 26,95 Euro

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