Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Das Kürzel LOL hat Konkurrenz bekommen: LCL (LA CASA LOBO). Die Initialen des Siegerfilms im Forum der 68. Berlinale. Der mit 4000 Euro dotierte Preis wurde erstmals in einem neuen Format in der Akademie der Künste Hanseatenweg vergeben. Eine sehr gute Entscheidung für eine sehr sinnvolle Veranstaltungsaufteilung – Preisverleihung, Filmvorführung, Publikumsgespräch. Darum ein Lob an den Veranstalter, der unter anderem durch Fabian Schauren vertreten wurde, Geschäftsführer des Bundesverbands kommunale Filmarbeit.
Chile ist im Kommen
Chilenische Kunst (Natalia Urnia), chilenische Lebensmittel (South Embassy) und großartige Filme wie der bei einer vorjährigen Berlinale gezeigte Dokumentarfilm mit Animationseinlagen „El Buton de Nacar“ weisen immer wieder auf das erstaunliche lange Land im Süden Südamerikas hin.
Wohl das einzige Land der Welt, wo die Kinder in Fibel und Schulatlas nie eine Karte des Landes sehen. Was ihnen gezeigt wird, ist digital – im Sinne von zerstückelt. Meist wird die geographische Darstellung des langen Lulatschs in drei Teile zerschnitten und das Zusammenfügen dieser erfolgt im Kopf – oder gar nicht.
Der große Regisseur von „El Buton de Nacar“ (Perlmuttknopf) gab zu, dass er im Laufe der Filmarbeiten zum ersten Mal eine Karte des Landes aus einem Stück gesehen hatte.
Sie wurde aus Leder gefertigt, galt manchen eher als Kunstwerk und in einer Art Fabrikhalle ausgebreitet.
LA CASA LOBO aus dem Land, wo man, natürlich begrenzt, unbegrenzte Phantasie entwickelt
Chiles Grenzen sind wenig umstritten. Mit der Ausnahme von Feuerland, wo mit Argentinien inzwischen beigelegte Differenzen bestanden, gibt es aus geographischen Gründen kaum Grund, sich nicht grün zu sein mit den Nachbarn, deren Zahl sich obendrein in Grenzen hält.
Deutschland mit seiner flacheren Topographie dagegen hatte mit Preußen (heute als Ostpreußen bekannt), dem Elsass und Baden, Holstein, Schleswig und Lauenburg sowie Schlesien durch die Jahrhunderte immer wieder ein Hin und Her der Grenzziehung mit Sachsen, Österreich, Dänemark und anderen.
Chile hat im Westen den größten Ozean der Welt, im Osten das höchste Gebirge Südamerikas. Im Süden ist der Südpol, im Norden gen Peru Wüste. In dieser „Abgeschiedenheit“ gab es nichtsdestotrotz Demokratie und Diktatur (Pinochet) und alles andere. Wichtig wird Chile noch wegen des Kupfers werden, das wusste schon Ayn Rand in „Atlas shrugged“ 1957.
Pinochet und seine Strafverfolgung ist eines der Themen beim Gewinner des Panorama-Publikumspreises „The Silence of others“. Schon aus diesem Grund sollte man den Film sehen. Er behandelt auch Verbrechen gegen die Menschlichkeit und deren juristische Sühne. Unter anderem durch ein Gericht in Argentinien gegen Verfolgte der Regimes Franco in Spanien, Pinochet in Chile und anderswo.
LA CASA LOBO – wieder ein preisgekrönter Stop-Motion-Film
LA CASA LOBO ist ein Stop-Motion-Film, der als Artist-in-Residence-Projekt über fünf Jahre unter anderem in verschiedenen Galerien der Welt hergestellt wurde. Ein Stop-Motion-Film ist im weiteren Sinne ein Animationsfilm. So einer wie „Isle of Dogs“ von Wes Anderson, der dieses Jahr den Wettbewerb der 68. Berlinale eröffnete. Und am Samstag einen Silbernen Bären gewann (Beste Regie).
Herzlichen Glückwunsch an die Mannschaft von La Casa Lobo für den Caligari-Preis!
Zum Caligari-Preis:
Zur Chilenin Natalia Urnía: